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Zeit zu verzeihen

Klappentext:

Roman nach einer wahren Geschichte | Der große neue Tatsachenroman der Nr.-1-Spiegel-Bestseller-Autorin | Erschütternd und zu Herzen gehend

Eine wahre Liebesgeschichte aus der dunkelsten Zeit der DDR:

Bestseller-Autorin Hera Lind erzählt in ihrem Tatsachen-Roman »Zeit zu verzeihen« von einem unvorstellbaren Verrat, einer qualvollen Zeit im DDR-Gefängnis und von der Kraft wahrer Liebe.

Als sich Clara und Viktor im Sommer 1965 begegnen, wissen sie nicht, dass sie sich schon einmal als Kleinkinder an einem tragischen Ort begegnet sind, und jeweils nur dank ihrer unfassbar mutigen Mütter überlebt haben. Die beiden jungen Menschen spüren, dass sie ineinander die wahre Liebe gefunden haben. Doch jetzt gibt es Ost und West. Sie riskieren alles und wagen die Flucht aus der DDR. Sie mündet in einer unsagbaren Katastrophe: Claras wird denunziert und landet im berüchtigten Frauen-Gefängnis Hoheneck. Dort bringt sie ein paar Monate später unter fürchterlichen Umständen ihren Sohn zur Welt – und muss monatelang auf einem Lager aus Stroh auf dem nackten Betonboden um das Überleben ihres Babys kämpfen. Wortlos wird ihr das Kind schließlich weggenommen. Doch tief in Claras Herz ist die Kraft wahrer Liebe ungebrochen. Und Viktor hat sie all die Jahre nie aufgegeben …

Die wahre Geschichte von Clara und Viktor: Erschütternd und zu Herzen gehend lässt uns Bestseller-Autorin Hera Lind an einem Schicksal teilhaben, das in der Nachkriegszeit und später in der DDR Tausende getroffen hat.

„Vorsicht Spoiler!“

Die Front rückt in Ostpreußen immer näher. Aus Angst vor Repressalien flüchten viele Bewohner. Der Bahnhof ist voller Menschen und russischen Soldaten. Die Menschen werden aufgeteilt, bevor sie in den Zug können. Anstatt nach Westen fährt der Zug allerdings nach Sibirien. In letzter Minute konnte Rosa mit den Kindern sich davonmachen. Dieses Glück hatte eine junge Frau mit ihrem kleinen Kind nicht. Sie blieb im Zug, währenddessen wurde ihr Kind im Bahnhof ausgesetzt. Rosa und ihre Jungen finden es, aber konnten es nicht an sich nehmen. Eine andere Frau mit ihrer Tochter nehmen das Mädchen mit, sie sind auf dem Weg zu Verwandten. Rosa ging mit ihren Jungen nach Ostpreußen zurück. Jahre später kreuzen sich die Wege dieser Kinder.

Das Buch hat über 400 Seiten und mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten. Außerdem wird ja im Klappentext vom Inhalt etwas wiedergegeben.

Meine Meinung:

Ich hatte wirklich überlegt, ob ich dieses Buch überhaupt lesen sollte, denn es weckt zu viele Erinnerungen. Aber gerade deswegen kann ich den Inhalt gut einschätzen.

Auch wenn es mich aufwühlte, kann ich nur sagen – hervorragend!

Die Materie ist bestens in dem Geschehen verarbeitet. Die Autorin hat eine Geschichte erschaffen, welche einerseits auf einer wahren Geschichte beruht und einem fiktiven Teil. Das Geschehen ist anteilnehmend, denn die Protagonisten haben viel erlebt und das nicht nur im positiven Sinne. Die Situation nach der Befreiung vom Faschismus ist hervorragend dargestellt, ebenso die Lage in der DDR.

Ich kenne es von meiner Familie, als meine Oma mit ihrer Familie nur mit dem Notwendigsten nach dem Krieg flüchten mussten. Die Repressalien waren wirklich so, wie hier beschrieben. Nicht nur die Besatzer, sondern auch die Bevölkerung waren niederträchtig.

Exzellent ist auch die Darstellung des Schicksals, wenn ein Bürger nicht mit den Umständen des DDR-Regimes einverstanden ist. „Das Ministerium für Inneres“ setzt sofort ein Räderwerk in Gang, wo man absolut machtlos ist. Oft sind Familie und Freunde als „Spione“ eingebunden. Die Befragungen kenne ich und man muss wirklich darauf achten, was man von sich gibt. Ich scheue mich bis heute davor, meine Akte einzusehen. Ich könnte nicht verzeihen, wie Clara. Auch die Sachlage bei einer Ausreise ist wie beschrieben, desgleichen die Situation dann im Zug oder die Zustände als politisch Verfolgte, wie man damals so sagte.

Das Geschehen lässt sich flüssig lesen. Der Titel passt perfekt, ebenso das Cover. Die jeweiligen Abschnitte sind mit Überschrift und Zeit angegeben, denn es gibt unterschiedliche Handlungsstränge.

Die Protagonisten sind überzeugend. Bei beiden Frauen kann man nur Anerkennung empfinden. Sie haben Courage, brauchen ihre ganze Kraft und haben dennoch Entschlossenheit zum Leben. Die Konstellation zwischen Ohnmacht und Schneid ist außerordentlich. Freilich auch Viktor, der als Kind soviel Grauen erleben musste, hat seine Unerschrockenheit nicht verloren.

Die Atmosphäre und der Lebensbereich sind sehr gut dargestellt. Man kann sich die Kälte in Polen vorstellen, den Frühling oder die Gegebenheiten in Russland, die Flucht der Menschen oder die Zustände im Gefängnis. Die Angst, Hoffnungslosigkeit und auch die Hoffnung sind spürbar. Alles ist überzeugend dargestellt, sodass man Bilder im Kopf hat.

Viktors Erinnerungen sind wiedergegeben und wunderbar in der Geschichte eingegliedert.

Es ist eine perfekte Inszenierung einer grässlichen Zeit, die keiner mehr erleben möchte. Die Geschichte hat viel Tiefgang und eine sehr eindrucksvolle Handlung. Sie hat mich aufgewühlt, denn ich konnte mich mit ihr identifizieren.

Von mit gibt es auf jeden Fall 5 Sterne. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, denn es ist ein ergreifender Roman und man merkt das Hintergrundwissen.

Fazit:

Perfekte Darstellung der unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich miteinander verbinden. Die Geschichte ist aufwühlend, bedrückend und sehr ergreifend. Absolut empfehlenswert!

5 Sterne

Verlag: Knaur TB

Erscheinungstermin: 02.05.2024

464 Seiten

ISBN: 978-3-426-52838-9

12,99 (€)

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Autorin: Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war klassische Sängerin, bevor sie mit Romanen wie Das Superweib, Der gemietete Mann und Die Champagner Diät sensationellen Erfolg hatte.  Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg, wo sie auch Schreibseminare anbietet.